Rund- oder Flachstrickmaterial – wann nimmt man was?
Ist das Bein optimal entstaut, kann eine Kompressionsstrumpfversorgung angepasst werden. Die Regelversorgung bei Venenleiden und Ödemerkrankungen mit geringem Ausmaß ist die Rundstrickversorgung. Flachstrickmaterial ist (da im Vergleich sehr teuer) besonderen Umständen vorbehalten. Bei der Auswahl spielt jedoch nicht die Diagnose-, sondern die Kriterien-bezogene Auswahl eine Rolle. Welche Kriterien sind dafür relevant?
1. Atypisches Beinmaß mit sogenannten Kalibersprüngen; mehr als 1 cm Umfangsänderung pro 1 cm Längenänderung)
2. Drohende oder vorhandene Einschnürungen aufgrund von Hautfalten und -rinnen, z. B. bei Lymphödem- oder adipösen Patienten. Während sich der Flachstrickstrumpf flächig über die Hautfurchen legt, neigt der Rundstrickstrumpf auf Grund seiner höheren Elastizität eher dazu, bei diesen anatomischen Gegebenheiten einzuschnüren.
3. Notwendigkeit für geteilte Versorgungen und/ oder besondere Versorgungsformen mit sehr individuellen Maßen, dies trifft z.B. zu beim Lipödem oder bei der Versorgung von Narbenregionen.
Neben der Stricktechnik kann über die Materialität die Stiffness, also das Verhältnis von Arbeits- zu Ruhedruck, den erforderliche Massageeffekt bei Ödemen erhöhen.
Last but not least sollte nicht vergessen werden, dass es neben den o.g. Fällen auch Sondersituationen gibt, für die besondere Strumpftypen zur Verfügung stehen z.B. für das offene Bein (Ulkuskompressionsstrumpfsysteme, meist zweilagig) und für die Kombination aus venöser Schwäche und arterieller Durchblutungsstörung und/ oder Neuropathie.